Biochemie und Pathobiochemie des
hyalinen Gelenkknorpels
Luppa D
Institut für Sportmedizin der Universität
Leipzig (Leiter: Prof. Dr. med. M. Busse)
Zusammenfassung
Luppa D. Biochemie und Pathobiochemie des
hyalinen Gelenkknorpels. Klinische Sportmedizin/Clinical Sports
Medicine-Germany
(KCS) 2000,
1: 29-39.
Der hyaline Gelenkknorpel ist der störanfälligste Baustein
innerhalb des Bewegungssystems des Menschen. Seine mecha-nischen
Eigenschaften stehen in direkter Beziehung zum Wassergehalt und zur
Wasserverteilung innerhalb des Knorpel-gewebes, die von der Struktur
der extrazellulären Matrix abhängig sind und sich dem äußeren
Belastungsdruck anpassen. Damit gelingt es dem Knorpel, sein Volumen
konstant zu halten. Der Schwelldruck in jedem Knorpelareal ergibt
sich aus der Summe des Hydratationswasserdrucks des an die Proteoglykane
gebundenen Wassers und des osmotischen Drucks ab-züglich des
entgegengerichteten Spannungsdrucks des kollagenen Netzwerks. Die
Anpassungsfähigkeit jeder der drei Druckkomponenten unterliegt
eigenen Gesetzmäßigkeiten und zeigt charakteristische
Veränderungen im Alternsgang. Strukturell bedingte Einschränkungen
bei einer der Komponenten infolge ungünstiger genetischer Disposition
oder degene-rativer Prozesse können durch entsprechende Reaktionen
der anderen ausgeglichen werden. In diesem Fall bleibt der Knorpel
normal belastbar, aber die Grenzen der Belastungsverträglichkeit
sind enger. Bei Überschreitung der Anpassungs-grenzen kommt
es zur Schrumpfung oder Schwellung des Knorpelgewebes mit Einschränkungen
in der Belastbarkeit. Damit wird die Entwicklung degenerativer Veränderungen
begünstigt bzw. ein bereits vorliegender Schaden verstärkt.
Für die Ver- und Entsorgung der Chondrozyten ist die Gelenkbewegung
und der Wechsel von Be- und Entlastung lebensnotwendig. Die Chondrozyten
bestimmen die Zusammensetzung der extrazellulären Matrix über
die Regulation von Synthese und Abbau. Sie besitzen Rezeptoren, die
neben der Belastung die osmotischen Druckverhältnisse und die
extrazellulären Ionenkon-zentrationen registrieren. Verhängnisvoll
sind Senkung des pH-Wertes und zur Kompression des Knorpelgewebes
führende Überbelastungen, wenn danach keine ausreichend
langen Erholungszeiten gewährt werden. Die Chondrozyten verstärken
unter diesen Bedingungen den hydrolytischen Abbau der Matrix und
bewirken so eine Einengung der Grenzen der Be-lastungsverträglichkeit.
Schlüsselwörter: Belastbarkeit, Gelenkknorpel,
Chondrozytenstoffwechsel, Proteoglykane, Kollagene
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