Intensivierte Ambulante Kardiologische
Langzeitrehabilitation - erste Ergebnisse einer Kosten-Nutzen-Analyse
des Hannover-Modells
Tegtbur U1, Machold H, Brinkmeier U2, Busse M3
Sportmedizinisches Zentrum, Medizinische Hochschule Hannover1 (Leiter:
Dr. med.U. Tegtbur)
Abteilung Medizinische Psychologie, Medizinische Hochschule Hannover2 (Direktor: Prof. Dr. U. Tewes)
Institut
für Sportmedizin/Sportmedizinische Ambulanz und Rehabilitationszentrum
der Universität Leipzig3 (Direktor: Prof. Dr. med. M. W. Busse)
Zusammenfassung
Tegtbur U, Machold H, Brinkmeier U, Busse M Intensivierte Ambulante
Kardiologische Langzeitrehabilitation - erste Ergebnisse einer Kosten-Nutzen-Analyse
des Hannover-Modells. Klinische Sportmedizin/Clinical Sports Medicine
(KCS) 2000, 1: 6-14.
Fragestellung: Die stationäre Rehabilitation nach Herzinfarkt
mit oder ohne operativen Eingriff zeigt unzufriedenstellende Erfolge
insbesondere hinsichtlich der Langzeitergebnisse. Aus den USA bekannte
Reha-Verfahren sind hier weniger kostenintensiv und zugleich effektiver.
Die vorliegende prospektive Studie ist gegenüber der stationären
Rehabilitation im wesentlichen durch 3 Punkte charakterisiert:
·Individualisierte Belastungsverfahren
auf der Basis umfangreicher Vordiagnostik in einem ganzheitlich orientierten
Komplex von Belastungsgeräten
· Intensivierte verhaltensmedizinische Therapie i.S. einer
indikationsspezifischen ganzheitlich-psychologischen Behandlung
Material
und Methode: Bislang wurden 81 Patienten 55 ± 11
Jahre) mit Z.n. Myokardinfarkt, ACVB und KHK evaluiert. Die Maßnahme
besteht aus zwei Phasen:
· 6-wöchige Intensivmaßnahme
mit 360 min Belastung pro Woche (Fahrrad, Ruderergometer, Laufband)
· Belastungsintensität im leistungsdiagnostisch individuellen
Belastungsoptimum, Belastungsdauer pro Übung (Fahrrad, Laufband,
Ruderergometer, Handkurbelergometer) ca. 30 min; grundsätzlich ärztliche Überwachung über
EKG-Telemetrie sowie weitere Parameter (Blutdruck, SO2, ggf. SBS
und Elektrolyte)
· Verhaltensmedizinisches
Programm 2.5 h pro Woche
· 11 monatige
Langzeitphase mit 150 min Belastung pro Woche und fortgesetzter verhaltensmedizinischer
Intervention
Ergebnisse: Gegenüber der stationären Rehabilitation ergibt
sich bei nachhaltig reduzierten Therapie- und AU - Kosten objektiv
ein erheblich höheres Qualitätsniveau:
1. Ärztliche Präsenz während aller Belastungsmaßnahmen,
ständige ärztliche Adaptation des therapeutischen Belastungsniveaus
2.
Trotz erheblich höheren personellen und materiellen Aufwands
als in der stationären Rehabilitation entscheidend geringere
Therapiekosten (ca. 160.- -180.- DM/Tag, Gesamteinsparung bei 3-wöchiger
Dauer ca. 2500.- DM, bei verlängerter 6-wöchiger Intensivphase
Kostenneutralität)
3. Erhebliche Kosteneinsparungen
bei Berufstätigen gegenüber
der stationären Rehabilitation durch deutlich frühere berufliche
Reintegration (ca. 5.000.- DM pro Person)
4.
Fortsetzung der gesundheitsfördernden Maßnahmen lang über
den Reha - Zeitraum hinaus
Fazit: Eine tiefgreifende
konzeptionelle Änderung der Herz-Kreislaufrehabilitation
i.S. eines stärker individualisierten, intensiver überwachten
und indikationsspezifisch betont ganzheitlichen Behandlungskonzepts
verbunden mit ambulantem, wohnortnahem Vorgehen führt zu volkswirtschaftlich
interessanter, erheblicher Verbesserung der Ergebnisqualität.
Das Modell ist auch auf andere Rehabilitationsbereiche übertragbar.
Angesichts der aktuellen Renten- und Krankenversicherungsdiskussion
ist eine Modifizierung aktueller stationärer, aber auch neuerer
wohnortnaher „teilstationären“ Rehaverfahren im
Herz-Kreislaufbereich durch die zuständigen Kostenträger
dringend erforderlich.
Schlüsselwörter: Herz-Kreislaufrehabilitation, stationär,
ambulant, Qualität, Kosten |